Normalerweise denken wir bei einem Barockschloss, wie das Residenzschloss Ludwigsburg, an große, helle Räume mit prunkvollen Einrichtungen. Doch hinter den bunten Tapeten verbirgt sich an manchen Stellen eine geheime Tür. Sie führt in die Räume der Dienerschaft. Gewöhnlich bleiben diese bei Führungen im Verborgenen, wie auch die Welt hinter der Bühne des Schlosstheaters, mit seiner Oberbühne, und Unterbühne. Es ist eines der ältesten erhaltenen Schlosstheater in Europa mit originaler voll funktionstüchtiger Bühnenmaschinerie. Nur zu wenigen Anlässen ist es überhaupt möglich diese raffinierte Technik in Aktion zu sehen, wie diese die Bühnenszenerie innerhalb von Sekunden verwandelt.
In „Residenzschloss Ludwigsburg VR“ haben wir es nun geschafft, die verborgenen Räume für alle Personen in Virtual Reality zugänglich zu machen. Insbesondere auch für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, für die, diese schwer erreichbaren Orte sonst für immer verschlossen wären. So bietet die App zwei komplett verschiedene Interaktionsmodelle für einen barrierefreien Zugang, eine gewöhnliche Controllersteuerung und eine innovative Blicksteuerung. Von dieser Idee konnten wir in unserem Pitch den Kunden "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" schnell begeistern und begaben uns auf eine Reise ins 18. Jahrhundert.
Um die Räume des Residenzschloss möglichst originalgetreu nachzuempfinden, kam modernste Technik zum Einsatz: Mit Hilfe von Photogrammetrie wurden an 5 Drehtagen tausenden Fotos gemacht, um diese später in originalgetreue 3D-Modelle zu verwandeln. Dadurch entsteht nicht nur ein fotorealistischer Look, sondern es lässt sich sogar die jahrhundertealte Bühnenmaschinerie virtuell in Gang setzen.
Nach umfassenden Recherchen wurden die 3D-Charaktere in enger Zusammenarbeit mit der Historikern Julia Rössler entwickelt und zeitgenössischen Gemälden nachempfunden. Echte Schauspieler:innen schlüpften dann mit Motion-Capturing-Anzügen in die Rollen des hilfebedürftigen Kammerdieners, des betrunkenen Mundschenks und der italienischen Sängerin. Dabei verliehen die Schauspieler:innen auch ihre Stimmen und ihren lebendigen Charakter.
Das Mitternachtstheater – das Abenteuerspiel
Im „Mitternachtstheater“ finden sich die Spieler:innen, als verirrter Besucher nachts eingeschlossen in Schloss Ludwigsburg wieder. Zur Geisterstunde treffen sie dort auf den emsigen Kammerdiener, welcher der Spieler*in gerne helfen würde, den Ausgang zu finden, jedoch mitten in den Vorbereitungen für eine Vorstellung im Schlosstheater steckt. So erforschen die Spieler:innen die geheimen Zimmer der Dienerschaft, helfen dem Kammerdiener Schokolade zu kochen, müssen im Weinkeller die Späße des trinkfreudigen Mundschenk durchstehen und der charmanten Sängerin helfen, damit ihre Arie zu Mitternacht ein voller Erfolg wird.
Mit Hilfe der Spieler:innen erklingt somit wieder ihr Gesang zu einen Stück des Ludwigsburger Hofkomponisten Niccolò Jommelli, während die raffinierte Maschinerie die Bühnenbilder wie von Geisterhand verwandelt – wie schon genau an diesen Ort vor 200 Jahren.
Geheime Wege – der virtuelle Rundgang
Die Spieler:innen können hier alle Räume, ein Prunkzimmer, die Dienertreppe, die Aufwärmküche, den Weinkeller und das Schlosstheater mit Ober- und Unterbühne, in Ruhe erkunden. Überall gibt es spannende Informationen über die Geschichte der Räume und über die Personen, die im Hintergrund in den verborgenen Zimmern und Gängen ihrem Tagwerk nachgingen.
Barrierefreie Spielmodi
Sowohl das "Mitternachtstheater" als auch die "Geheimen Wege" können im Stehen als Full-Body-Experience mit Controllern gespielt werden, aber auch sitzend rein mit Blicksteuerung. Dadurch ist es auch Menschen mit Behinderungen möglich, in die Welt der Dienerschaft einzutauchen. Dank Audiovisualisierung und Untertiteln können sogar Gehörlose die Experience erleben.
Die Wissens-App "Geheime Wege" gibt's nun auch für unterwegs. Auch hier wurde besonderer Fokus auf die Barrierefreiheit gelegt. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit die Schriftgröße oder das Kontrastverhältnis anzupassen. Die App ist sowohl für Tablets als auch für Smartphone verfügbar:
Nach einem Jahr Konzeption und Entwicklung war es dann endlich soweit. "Residenzschloss Ludwigsburg VR" wird der breiten Öffentlichkeit präsentiert. „Das ist ein großer Tag für die Besucherfreundlichkeit“, betonte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.
Auch Staatssekretärin Gisela Splett, Simone Fischer (Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen) und Hans-Peter Matt (Geschäftsführer mahp-barrierefrei) lobten die Virtual Reality Applikation in höchsten Tönen.
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